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... die Zeit bis zur Abreise
nach Fuchu war durch viele Vorbereitungen
geprägt. Endlich war es so weit, unsere Gruppe
bestehend aus Fr. OAR Schamburek, Fr. Rath, vier
Musikschülern, Fr. Heiling und mir, flogen mit
der AUA/ANA über Moskau nach Tokio. Am Flughafen
wurden wir von Hr. Vzbgm. Sugita, Hr. Azuma und
Mitarbeitern der Stadtverwaltung Fuchu
willkommen geheißen. Mit einem städtischen
Autobus aus Fuchu wurden wir in das ANA Grand
Hotel in Tokio gebracht. Nach einem kurzen Halt
ging es in einem PKW zur österreichischen
Botschaft. Da der Botschafter nicht anwesend
war, wurden wir vom österreichischen
Handels-Attaché begrüßt. Wir erzählten über den
Hintergrund der Reise und unterstrichen die
Bedeutung von Bezirkspartnerschaften. Unsere
japanischen Begleiter erzählten, wie es zu
dieser Freundschaft gekommen war. Anschließend
besuchten wir das Wien-Büro im Zentrum Tokio.
Hr. Davoras der Leiter des Büros begrüßte unsere
Aktion und versprach, wenn erforderlich,
jegliche Unterstützung. Am Abend waren wir Gäste
eines Empfanges, welcher von unseren japanischen
Begleitern gegeben wurde. Dieser fand im
obersten Stockwerk des ANA Hotel mit herrlichem
Blick über Tokio statt. Nach dem köstlichen
Essen waren wir alle sehr müde und spürten die
Zeitumstellung. Rasch ein- und fest schlafen,
war unser Wusch, denn morgen würde es ebenfalls
ein spannender Tag werden.
19.
August 1992.
Frühstück im Hotel.
Der Pkw des Bürgermeisters wartete bereits vor
dem Hotel. Er ist mit den Fahnen von Fuchu und
Wien geschmückt. Meine Begleitung besteht aus
Hr. Azuma und Fr. OAR. Schamburek. Mit dem Auto
fuhren wir die wenigen Gassen bis zum Rathaus
von Fuchu, davor die Wiener Fahne auf dem
Fahnen-Mast und ein Transparent „HERNALS -
Willkommen in Fuchu“ sowie viele Menschen.
Bürgermeister Yoshino begrüßte uns und geleitete
uns durch ein Spalier von Beamten und Bürgern in
seine Amtsräume. Es wurde grüner Tee als
Erfrischung gereicht und mit Hilfe der
Dolmetscher begann ein Gespräch. Mir gefiel
dieser Mann von Beginn an, er strahlt Ruhe und
Fröhlichkeit aus, was in meiner Aufregung
wichtig war. Ich übermittle die Grüße des Wiener
Bürgermeister und der Wiener Bevölkerung. Er
erzählte ein wenig über Fuchu, dann wurde mir in
einem anderen Raum der Stadtsenat von Fuchu
vorgestellt. Nach einem Besuch beim Vorsitzenden
des Gemeinderats, wo wieder Geschenke
ausgetauscht wurden, wurde ich in den
Gemeinderatssitzungssaal geführt. Die Mitglieder
aller Fraktionen des Fuchu-Gemeinderates waren
anwesend. Ich bekomme Gelegenheit eine Ansprache
zu halten und die Grüße der Hernalser
Bevölkerung zu überbringen. (Im Nachhinein wurde
mir mitgeteilt, dass auch die Mitglieder der
Kommunistischen Fraktion anwesend waren. Dies
sei außergewöhnlich, unterstrich aber auch die
Bedeutung meines Besuches und die Unterzeichnung
des Freundschaftsvertrags) Vor Bürgern, Gemeinderäten,
Beamten, Mitgliedern der Stadtregierung erfolgte
die Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages.
Streng nach dem Protokoll erfolgten die Reden
von mir und dem Bürgermeister der Stadt Fuchu.
Die beiden Urkunden wurden ausgetauscht, die
dabei verwendete Füllfeder wurde mir als
persönliches Geschenk überreicht. Ein
gemeinsamer Händedruck beendete die Zeremonie.
Im Anschluss hat Bürgermeister Yoshino die
gesamte Delegation zu einem Mittagessen ins
Hotel Continental, wo wir auch wohnten,
eingeladen. Dabei wurden erlesene japanische
Gerichte gereicht. Bier und Sake (japanischer
Reiswein) ergänzte das Essen. Nach japanischer
Sitte wird nach jedem Schluck von jeweiligem
Gegenüber abwechselnd nachgeschenkt. Dabei
verliert man bald den Überblick betreffend die
Menge, die man schon getrunken hat. Da ich
bereits auf Grund eines Japanaufenthaltes
Erfahrung besaß, gelang es mir durch das Nippen
(ja keine großen Schlucke!) den Überblick zu
bewahren und mich vor dem Betrinken zu schützen.
Die Tafel wurde nach geraumer Zeit vom Gastgeber
Herrn Bürgermeister Yoshino aufgehoben. (Wie er
mir später, als wir uns besser kannten erzählte,
hat er eine Auszeit benötigt, da der Sake
Wirkung zeigte). Am nächsten Tag pflanzte ich
gemeinsam mit dem Bürgermeister und weiteren
Vertretern der Stadt Fuchu in einem Park in der
Nähe des späteren Weiterbildungs-Zentrums einen
Lindenbaum zur Erinnerung an die Unterzeichnung
des Freundschaftsvertrages. Im Anschluss
eröffneten wir gemeinsam im Green Piazza ein
städtisches Veranstaltungszentrum, ein Wien/Hernals
Foto-Ausstellung, welche von Hr. Azuma einem
Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit Hernalser
Unterstützung gestaltet wurde. Es wurde Wiener
Wein gereicht. Auf meine Frage von wo dieser
sei, erzählte man mir, dass der Meier vom
Pfarrplatz aus Grinzing der Exporteur sei. Meine
Aussage der Wein sei „nie und nimmer“ ein Wiener
Wein bestürzte die Japaner sehr und leitete
später eine neue Entwicklung in wirtschaftlicher
Sicht ein. Höhepunkt des Tages waren
dann zweifellos die Darbietungen japanischer
Kunst im Theater, zu denen wir eingeladen waren.
Musik, Tanz, Folklore wurde gezeigt. Am besten
gefielen mir die Darbietungen der Trommelgruppe,
die gekonnte Kunst von den Trommlerinnen und
Trommlern zeigten und uns alle begeisterten.
Auch ich durfte mich gemeinsam mit Bürgermeister
Yoshino auf der größten Trommel ( 3 Meter im
Durchmesser) versuchen – es gelang, war aber
sehr schwer – der Ton ging einem durch den
gesamten Körper – grandios. Danach wurde das
Heimatmuseum Kyoto no Mori besucht. Im
Hauptgebäude wurde uns die Geschichte von Fuchu
in allen geschichtlichen Abschnitten
nahegebracht. Bereits im 7. Jahrhundert wurde „Fuchu“
Sitz der Provinzregierung, die einige
Jahrhunderte später wieder zusammenbrechen
sollte. Der nachhaltige Aufschwung und die
Entwicklung erst wieder während der Edo -Zeit
beeindruckte sehr. Auf dem parkähnlichen Gelände
rund um das Museum ist eine Vielzahl von
ehemaligen Gebäuden wie die Schule, das Rathaus,
ein Postamt, Bauernhäuser in einer Art
Freilichtmuseum zu bewundern. In einem dieser
Bauernhäuser wurden wir zu einer Tee-Zeremonie
eingeladen. Ein interessantes, aber mühevolles
Programm. Im sogenannten Teehaus hatten nur
wenige Platz, so dass wir in Gruppen an der
Vorführung teilnahmen. Beim Betreten eines
japanischen Hauses entledigt man sich der
Schuhe, so auch hier. Das Ganze spielt sich dann
auch noch im Knien ab. Zuerst wird das Wasser
mit verschiedenen Utensilien behandelt. Dann
wird grüner Tee im Wasser vermischt und in
Teeschalen den Besuchern gereicht. Der Tee wird
in mehreren Schlucken, die vom Drehen der Tasse
unterbrochen ist getrunken. Mehrere
Delegationsmitglieder meinten der Tee sehe aus
wie Spinatwasser und schmecke auch so. Mir hatte
er jedoch gemundet und seine belebende
durstlöschende Wirkung bewiesen. Das lange Knien
hatte mir weniger gut getan, doch was tut man
nicht alles aus Höflichkeit. Ein paar Jahre
später hat mir Bgmst. Joshino gestanden, dass er
mich wegen meiner Ausdauer bewundert hat, denn
seine Füße hätten ebenso geschmerzt und er hat
nur meinetwegen am Knien festgehalten - wissen
hätte man es sollen. Im Anschluss daran
besichtigten wir die Suntory-Brauerei. Hier
bewies sich mein Geschmack betreffend des
Malt-Bieres, welches in einem weltweiten
Wettbewerb die Gold Medaille erzielte. Einer der
weiteren Höhepunkte unseres Besuches in Fuchu
war auch das Summer-Festival, welches auf der
Rennbahn durchgeführt wurde. Die Rennbahn in
Fuchu ist nicht nur die größte und schönste in
ganz Japan, sondern darüber hinaus in ganz
Asien. Bei dem Fest, an dem viele Bürgerinnen
und Bürger Fuchu´s teilnahmen, wurden
Ausschnitte aus dem kulturellen Leben der Stadt
präsentiert. Auch unser
Jugend-Schrammeln-Quartett präsentierte sich den
durchaus fachkundigen japanischen Zuhörern. Am
Abend begeisterte ein Riesenfeuerwerk die
Besucher. Unsere Delegation war einstimmig der
Meinung, so ein grandioses Feuerwerk noch nie
zuvor erlebt zu haben. Es folgten musikalische
Auftritte unseres Schrammel-Quartetts im „Fuchu
mori art-Theater“ in Form von Wettbewerben von
Jugendorchestern und eine gemeinsame Show mit
einem berühmten Fernsehmoderator im Wien Saal.
Ein großartiger Empfang der Stadt Fuchu war
ebenso einer der Höhepunkte der
Vertragsunterzeichnung. Nach verschiedenen Reden
vom Bürgermeister Yoshino und anderen
Persönlichkeiten der Stadt wurde zur Feier des
Abends ein Fass mit Reiswein angeschlagen. Dies
erfolgt mit einem hölzernen Hammer, ähnlich dem
Schlögl bei uns zum Bieranstich. Vorher wurde
ich darauf aufmerksam gemacht, dass dazu ein
gezielter fester Schlag notwendig ist. Um ja
keinen Fehler zu verursachen, fiel mein Schlag
dann zu fest aus, was zur Folge hatte, dass die
handelnden Personen eine Reisweindusche ertragen
mussten. Das darauffolgende „Kampai“ (jap. =
Prost) und der Genuss des vorzüglichen Tropfens
entschädigten alle dafür. Es wurden japanische
Spezialitäten geboten und gekonnt von allen aus
unserer Gruppe mit Stäbchen verzehrt. Als große
Auszeichnung empfanden wir es, dass auch die
Gattin des Bürgermeisters und andere Damen der
Gesellschaft im Kimono anwesend waren. |
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