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... die Zeit bis zur Abreise nach Fuchu war durch viele Vorbereitungen geprägt. Endlich war es so weit, unsere Gruppe bestehend aus Fr. OAR Schamburek, Fr. Rath, vier Musikschülern, Fr. Heiling und mir, flogen mit der AUA/ANA über Moskau nach Tokio. Am Flughafen wurden wir von Hr. Vzbgm. Sugita, Hr. Azuma und Mitarbeitern der Stadtverwaltung Fuchu willkommen geheißen. Mit einem städtischen Autobus aus Fuchu wurden wir in das ANA Grand Hotel in Tokio gebracht. Nach einem kurzen Halt ging es in einem PKW zur österreichischen Botschaft. Da der Botschafter nicht anwesend war, wurden wir vom österreichischen Handels-Attaché begrüßt. Wir erzählten über den Hintergrund der Reise und unterstrichen die Bedeutung von Bezirkspartnerschaften. Unsere japanischen Begleiter erzählten, wie es zu dieser Freundschaft gekommen war. Anschließend besuchten wir das Wien-Büro im Zentrum Tokio. Hr. Davoras der Leiter des Büros begrüßte unsere Aktion und versprach, wenn erforderlich, jegliche Unterstützung. Am Abend waren wir Gäste eines Empfanges, welcher von unseren japanischen Begleitern gegeben wurde. Dieser fand im obersten Stockwerk des ANA Hotel mit herrlichem Blick über Tokio statt. Nach dem köstlichen Essen waren wir alle sehr müde und spürten die Zeitumstellung. Rasch ein- und fest schlafen, war unser Wusch, denn morgen würde es ebenfalls ein spannender Tag werden. Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Bus nach Shinjuku, wo wir Tokio-City-Hall, das Rathaus von Tokio besuchten, ein modernes Bürohochhaus, welches dem Stadtteil überragt und ihn als modernes, architektonisch Wahrzeichen auszeichnet. Von der Aussichtsterrasse hat man einen grandiosen Blick über Tokio und sieht, wenn man Glück hat auch den Fujijama. Wir hatten Glück und sahen in der Ferne „Fuji San“. Danach ging es auf der Autobahn Richtung Fuchu. Die Aufregung war groß. Wie würde es aussehen? Wer wird uns begrüßen? Was erwartet uns? Autobahnabfahrt Fuchu – dann, der Bus hält vor dem Hotel Continental. Eine Bürgerdelegation von Fuchu, einige in österreichischer Tracht begrüßt uns herzlich. Auch das lokale Fernsehen ist dabei. Nach dem Einchecken wurde der kommende Tag besprochen, dann ging’s endlich aufs Zimmer. Morgen beginnt der offizielle Teil unseres Programms, die Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages.

19. August 1992. Frühstück im Hotel. Der Pkw des Bürgermeisters wartete bereits vor dem Hotel. Er ist mit den Fahnen von Fuchu und Wien geschmückt. Meine Begleitung besteht aus Hr. Azuma und Fr. OAR. Schamburek. Mit dem Auto fuhren wir die wenigen Gassen bis zum Rathaus von Fuchu, davor die Wiener Fahne auf dem Fahnen-Mast und ein Transparent „HERNALS - Willkommen in Fuchu“ sowie viele Menschen. Bürgermeister Yoshino begrüßte uns und geleitete uns durch ein Spalier von Beamten und Bürgern in seine Amtsräume. Es wurde grüner Tee als Erfrischung gereicht und mit Hilfe der Dolmetscher begann ein Gespräch. Mir gefiel dieser Mann von Beginn an, er strahlt Ruhe und Fröhlichkeit aus, was in meiner Aufregung wichtig war. Ich übermittle die Grüße des Wiener Bürgermeister und der Wiener Bevölkerung. Er erzählte ein wenig über Fuchu, dann wurde mir in einem anderen Raum der Stadtsenat von Fuchu vorgestellt. Nach einem Besuch beim Vorsitzenden des Gemeinderats, wo wieder Geschenke ausgetauscht wurden, wurde ich in den Gemeinderatssitzungssaal geführt. Die Mitglieder aller Fraktionen des Fuchu-Gemeinderates waren anwesend. Ich bekomme Gelegenheit eine Ansprache zu halten und die Grüße der Hernalser Bevölkerung zu überbringen. (Im Nachhinein wurde mir mitgeteilt, dass auch die Mitglieder der Kommunistischen Fraktion anwesend waren. Dies sei außergewöhnlich, unterstrich aber auch die Bedeutung meines Besuches und die Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags)

Vor Bürgern, Gemeinderäten, Beamten, Mitgliedern der Stadtregierung erfolgte die Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages. Streng nach dem Protokoll erfolgten die Reden von mir und dem Bürgermeister der Stadt Fuchu. Die beiden Urkunden wurden ausgetauscht, die dabei verwendete Füllfeder wurde mir als persönliches Geschenk überreicht. Ein gemeinsamer Händedruck beendete die Zeremonie. Im Anschluss hat Bürgermeister Yoshino die gesamte Delegation zu einem Mittagessen ins Hotel Continental, wo wir auch wohnten, eingeladen. Dabei wurden erlesene japanische Gerichte gereicht. Bier und Sake (japanischer Reiswein) ergänzte das Essen. Nach japanischer Sitte wird nach jedem Schluck von jeweiligem Gegenüber abwechselnd nachgeschenkt. Dabei verliert man bald den Überblick betreffend die Menge, die man schon getrunken hat. Da ich bereits auf Grund eines Japanaufenthaltes Erfahrung besaß, gelang es mir durch das Nippen (ja keine großen Schlucke!) den Überblick zu bewahren und mich vor dem Betrinken zu schützen. Die Tafel wurde nach geraumer Zeit vom Gastgeber Herrn Bürgermeister Yoshino aufgehoben. (Wie er mir später, als wir uns besser kannten erzählte, hat er eine Auszeit benötigt, da der Sake Wirkung zeigte). Am nächsten Tag pflanzte ich gemeinsam mit dem Bürgermeister und weiteren Vertretern der Stadt Fuchu in einem Park in der Nähe des späteren Weiterbildungs-Zentrums einen Lindenbaum zur Erinnerung an die Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages. Im Anschluss eröffneten wir gemeinsam im Green Piazza ein städtisches Veranstaltungszentrum, ein Wien/Hernals Foto-Ausstellung, welche von Hr. Azuma einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit Hernalser Unterstützung gestaltet wurde. Es wurde Wiener Wein gereicht. Auf meine Frage von wo dieser sei, erzählte man mir, dass der Meier vom Pfarrplatz aus Grinzing der Exporteur sei. Meine Aussage der Wein sei „nie und nimmer“ ein Wiener Wein bestürzte die Japaner sehr und leitete später eine neue Entwicklung in wirtschaftlicher Sicht ein.

Höhepunkt des Tages waren dann zweifellos die Darbietungen japanischer Kunst im Theater, zu denen wir eingeladen waren. Musik, Tanz, Folklore wurde gezeigt. Am besten gefielen mir die Darbietungen der Trommelgruppe, die gekonnte Kunst von den Trommlerinnen und Trommlern zeigten und uns alle begeisterten. Auch ich durfte mich gemeinsam mit Bürgermeister Yoshino auf der größten Trommel ( 3 Meter im Durchmesser) versuchen – es gelang, war aber sehr schwer – der Ton ging einem durch den gesamten Körper – grandios. Danach wurde das Heimatmuseum Kyoto no Mori besucht. Im Hauptgebäude wurde uns die Geschichte von Fuchu in allen geschichtlichen Abschnitten nahegebracht. Bereits im 7. Jahrhundert wurde „Fuchu“ Sitz der Provinzregierung, die einige Jahrhunderte später wieder zusammenbrechen sollte. Der nachhaltige Aufschwung und die Entwicklung erst wieder während der Edo -Zeit beeindruckte sehr. Auf dem parkähnlichen Gelände rund um das Museum ist eine Vielzahl von ehemaligen Gebäuden wie die Schule, das Rathaus, ein Postamt, Bauernhäuser in einer Art Freilichtmuseum zu bewundern. In einem dieser Bauernhäuser wurden wir zu einer Tee-Zeremonie eingeladen. Ein interessantes, aber mühevolles Programm. Im sogenannten Teehaus hatten nur wenige Platz, so dass wir in Gruppen an der Vorführung teilnahmen. Beim Betreten eines japanischen Hauses entledigt man sich der Schuhe, so auch hier. Das Ganze spielt sich dann auch noch im Knien ab. Zuerst wird das Wasser mit verschiedenen Utensilien behandelt. Dann wird grüner Tee im Wasser vermischt und in Teeschalen den Besuchern gereicht. Der Tee wird in mehreren Schlucken, die vom Drehen der Tasse unterbrochen ist getrunken. Mehrere Delegationsmitglieder meinten der Tee sehe aus wie Spinatwasser und schmecke auch so. Mir hatte er jedoch gemundet und seine belebende durstlöschende Wirkung bewiesen. Das lange Knien hatte mir weniger gut getan, doch was tut man nicht alles aus Höflichkeit. Ein paar Jahre später hat mir Bgmst. Joshino gestanden, dass er mich wegen meiner Ausdauer bewundert hat, denn seine Füße hätten ebenso geschmerzt und er hat nur meinetwegen am Knien festgehalten - wissen hätte man es sollen. Im Anschluss daran besichtigten wir die Suntory-Brauerei. Hier bewies sich mein Geschmack betreffend des Malt-Bieres, welches in einem weltweiten Wettbewerb die Gold Medaille erzielte. Einer der weiteren Höhepunkte unseres Besuches in Fuchu war auch das Summer-Festival, welches auf der Rennbahn durchgeführt wurde. Die Rennbahn in Fuchu ist nicht nur die größte und schönste in ganz Japan, sondern darüber hinaus in ganz Asien. Bei dem Fest, an dem viele Bürgerinnen und Bürger Fuchu´s teilnahmen, wurden Ausschnitte aus dem kulturellen Leben der Stadt präsentiert. Auch unser Jugend-Schrammeln-Quartett präsentierte sich den durchaus fachkundigen japanischen Zuhörern. Am Abend begeisterte ein Riesenfeuerwerk die Besucher. Unsere Delegation war einstimmig der Meinung, so ein grandioses Feuerwerk noch nie zuvor erlebt zu haben. Es folgten musikalische Auftritte unseres Schrammel-Quartetts im „Fuchu mori art-Theater“ in Form von Wettbewerben von Jugendorchestern und eine gemeinsame Show mit einem berühmten Fernsehmoderator im Wien Saal. Ein großartiger Empfang der Stadt Fuchu war ebenso einer der Höhepunkte der Vertragsunterzeichnung. Nach verschiedenen Reden vom Bürgermeister Yoshino und anderen Persönlichkeiten der Stadt wurde zur Feier des Abends ein Fass mit Reiswein angeschlagen. Dies erfolgt mit einem hölzernen Hammer, ähnlich dem Schlögl bei uns zum Bieranstich. Vorher wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass dazu ein gezielter fester Schlag notwendig ist. Um ja keinen Fehler zu verursachen, fiel mein Schlag dann zu fest aus, was zur Folge hatte, dass die handelnden Personen eine Reisweindusche ertragen mussten. Das darauffolgende „Kampai“ (jap. = Prost) und der Genuss des vorzüglichen Tropfens entschädigten alle dafür. Es wurden japanische Spezialitäten geboten und gekonnt von allen aus unserer Gruppe mit Stäbchen verzehrt. Als große Auszeichnung empfanden wir es, dass auch die Gattin des Bürgermeisters und andere Damen der Gesellschaft im Kimono anwesend waren. In den folgenden Tagen erlebten wir Japan von seiner touristischen Seite. Wir besuchten mit Frau Dorit Heiling Tokio. Am Abend waren wir Gäste des Vertreters Wien in Japan Herrn Davoras. Wir, Fr. OAR Schamburek, meine Gattin und ich fuhren mit Hr. Vzbgmst Sugita und Hr. Azuma nach Tokio in ein japanisches Lokal, welches für seine Rindfleisch-Spezialitäten bekannt war. Das sogenannte „Kobe Beef“, übrigens ein extrem teures Rindfleisch, stammt vom Ochsen, welcher mit Bier gemästet wird. Daher dieses zarte Fleisch. Als wir anschließend erfuhren, dass ein Kilo davon rund 1000,- ATS kostet, blieb uns fast der Bissen im Hals stecken. Am nächsten Tag folgte eine Autobusfahrt zum Fuji-San, wo wir abends in Hakone von Bürgermeister Yoshino zu einem festlichen Abendessen in einem typischen vornehmen japanischen Restaurant eingeladen wurden. Dies alles rundete das Bild unseres Japan-Aufenthaltes ab. Zurückgekehrt nach Fuchu war es mir ein Bedürfnis unsere neugewonnenen Freunde zu einem Abschiedsempfang einzuladen. Die Suche nach einem geeigneten Lokal hatten wir schon während des offiziellen Programms begonnen. Im Green Plaza im Zentrum von Fuchu betrieb ein Japaner der lange in Deutschland lebte, ein Restaurant. Wir nahmen mit ihm Kontakt auf, vereinbarten ein Buffet mit österreichischen Spezialitäten, wie kleinen Wiener Schnitzel, Fleischbällchen, Kartoffelsalat usw. Unser Vertrauen in den Mann war grenzenlos und für unsere japanischen Freunde unverständlich. Ich wurde mehrere Male aufmerksam gemacht mich vom gegebenen Auftrag zu überzeugen. Da ich dies verneinte und feststellte, das bei uns dies nicht üblich ist, stieß auf volles Unverständnis bei den Japanern. Und ich hatte Recht. Das Buffet war dann letztlich wunderbar und wurde von allen genossen. Den Abschluss des Abends bildete ein gemeinsames Singen von Liedern. Da ich wollte, dass wir Japaner und Österreicher ein gemeinsames Lied singen, schlug ich vor „ein schöner Tag zu Ende geht“ zu singen und es klappte wunderbar, denn dieses Lied ist auch in Japan bekannt. Ein wunderbarer Abschluss unseres Aufenthaltes. 

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